Frederik Frank IPREO
Frederik Frank

Das in den DAX 30 investierte Vermögen stammt vorrangig aus Nordamerika und Kontinentaleuropa, wobei deutsche Anleger die drittgrößte Gruppe darstellen. Dabei verwaltet die weltgrößte Investorengruppe BlackRock den größten Anteil am DAX. Allerdings sollten der steigende Anteil von passiven Geldern sowie der verstärkt außerbörsliche Aktienhandel den IR-Abteilungen zu denken geben. Jede Investor-Relations-Abteilung eines börsennotierten Unternehmens steht vor der Frage, wie man den Informationsfluss zwischen Unternehmen und Anteilseignern optimieren kann, um so den Aktienkurs nachhaltig positiv zubeeinflussen und das Anlegervertrauen in die eigene Aktie zu stärken. Hierzu ist es zunächst wichtig zu wissen, wie die eigene Aktionärsstruktur aufgebaut ist, um dann mit den relevanten Entscheidungsträgern in Kontakt zu treten. Wie sieht das Aktionariat bei anderen, vergleichbaren Unternehmen aus, wer sind die wichtigsten institutionellen Investoren in Deutschland und was bedeutet dies?

Überwiegend Institutionelle Investoren
Diese Fragestellung wurde in der jüngst veröffentlichten Gemeinschaftsstudie des Deutschen Investor Relations Verbands DIRK und des Dienstleistungs- und Technologieunternehmens Ipreo, bei der die Aktionärsstruktur des
DAX 30 in ihrer Gesamtheit untersucht wurde. So kam die Studie zu der Erkenntnis, dass die DAX-Unternehmen zu durchschnittlich etwa 19% in strategischer1 Hand sind, wobei private Haushalte2 circa 15% am DAX halten und institutionelle Investoren 63%.3 Letztere kommen zum größten Teil aus den Regionen Nordamerika (32% des institutionellen Streubesitzes) und Kontinentaleuropa inklusive Skandinavien (27%). Deutsche Anleger liegen mit etwa 18% auf Platz drei, dicht gefolgt von Investoren aus Großbritannien und Irland (18%) (Abb. 1). Investments in den DAX aus dem asiatischen Raum oder dem Mittleren Osten sind vergleichsweise gering, steigen aber stetig. Grundsätzlich werden die Gelder von Staatsfonds selten aktiv gemanagt, sondern sind oftmals von internationalen Fondsmanagern verwaltet, meist in passiven Strategien. Dennoch sehen wir ein erhöhtes Interesse aus Asien, dem Mittleren Osten und anderen Schwellenländern wie z.B. Brasilien oder Malaysia. So teilten einige staatsnahe Fonds aus dem Mittleren Osten mit, die Veranlagungen in deutsche Emittenten in den kommenden Jahren weiter aufzustocken.

Regionale Verteilung des institutionellen Streubesitzes im DAX
Regionale Verteilung des institutionellen Streubesitzes im DAX. Quelle: Ipreo

Faktor Mensch rückt in den Hintergrund
Ein weiterer identifizierter Trend ist der rasante Anstieg von passiv verwalteten Geldern und Index-Fonds, darunter ETFs, welche rund ein Viertel des institutionell verwalteten Streubesitzes im DAX ausmachen. Die Relevanz der ETFManager im DAX ist durch die Tatsache geprägt, dass die Hälfte der zehn größten Investoren im DAX einen solchen passiven Investmentansatz verwendet (Tab. 1). Die Black-Rock-Gruppe ist mit ihrem in München ansässigen Büro größter DAX-Investor und hat über ihre Fondsfamilie „iShares DAX“ etwa 30 Mrd. USD im deutschen Leitindex angelegt. Insgesamt ist die BlackRock-Gruppe mit 71,8 Mrd. USD an den DAX-Unternehmen beteiligt.5 BlackRock besitzt einen durchschnittlichen Anteil von fast 7% am gesamten Streubesitz des DAX und stellt somit die klare Nummer eins in Deutschland dar. Allerdings ist der Großteil dieser Investments passiver Natur, für IR-Abteilungen also nicht interessant. Den Rückgang des menschlichen Einflusses bei der Investmententscheidung beurteilt auch Andreas Posavac, Director Corporate Services bei Ipreo, kritisch. Durch die niedrigeren Kosten der passiven Fonds im Vergleich zu den hohen versteckten Kosten bei aktiv verwalteten Fonds wählen immer mehr Anleger die günstigere Variante, um die Performance zu steigern, ein Trend, der zwar verständlich ist, es allerdings für Management und Investor Relations immer schwieriger macht, den Markt nachhaltig zu beeinflussen.

Vor allem das Verständnis der eigenen Aktionäre durch Detailanalysen sowie die aktive Kommunikation von IR im Rahmen der jüngsten Corporate-Access-Thematik werde für Emittenten in den kommenden Jahren essenziell, meint Posavac. Gerade London gehört der Studie zufolge zu der Top-Roadshow-Destination für die IR-Abteilungen der DAX-Emittenten. Hier bündelt sich sowohl das höchste Gesamtinvestment mit circa 65 Mrd. USD als auch die größte Anzahl an investierten Investoren (233 Firmen).

Die Top 10 Investoren des DAX
Die Top 10 Investoren des DAX. Quelle: Ipreo

Viele der internationalen institutionellen Investoren, Staats- und Hedgefonds nutzen die englische Metropole als Standort für die europäische Vermögensverwaltung. Aber auch klassische Roadshow-Ziele wie Frankfurt, Paris oder New York belegen die vorderen Plätze der wichtigsten Städte für IR-Aktivitäten. Mit Blick auf die Investmentansätze der institutionellen DAX-Anteilseigner ist sichtbar, dass langfristige wertorientierte („Value”) Investoren mit 36% des institutionellen Streubesitzes die größte Gruppe im DAX darstellen.Bekanntester Vertreter dieser Investmentstrategie ist der norwegische Staatsfonds Norges Bank, der lediglich zweitgrößter Einzelinvestor im DAX ist, aber dennoch eine feste Größe in Deutschland bleibt. Norges Bank wird aktuell ein Durchschnittsinvestment von 2,5% des Streubesitzes aller DAX-Emittenten zugeordnet, so die Studienergebnisse. Insgesamt sind globale Staatsfonds aktuell mit fast 48 Mrd. USD in DAX-Unternehmen investiert.

Fazit
Dass DAX-Aktien nicht nur über die Deutsche Börse, sondern zu einem vergleichbaren Teil über alternative
Handelsplätze gehandelt werden, war ebenfalls ein Resultat, das der Markt nicht übersehen sollte. So hat die Deutsche Börse einen Anteil von 37% aller Wertpapiertransaktionen – außerbörslicher OTC (Over-The-Counter)-Handel macht sogar 44% aus. Im internationalen Vergleich liegt dieser Prozentsatz im Durchschnitt, so die Autoren der Studie. Der steigende Anteil von passiven Geldern, oder auch der verstärkt außerbörslich stattfindende Handel, welcher das menschliche Element und die Möglichkeit zur Beziehungspflege drastisch minimiert, gibt zu denken auf, resümiert die Studie. Vor allem ein Umdenken zu einer noch aktiveren, bankenunabhängigen IR-Arbeit, welche die Marktentwicklungen und legislativen Veränderungen für sich nutzt, kann diesen Trends entgegensetzen, meinen die Autoren. Eine Folgestudie wird im kommenden Juni veröffentlicht.

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