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Michael Thanheiser, Vorstand, Marseille-Kliniken AG

 

Die Zahl pflegebedürftiger Menschen in Deutschland nimmt stetig zu. Im Gespräch mit dem GoingPublic Magazin spricht Michael Thanheiser, Vorstand der Marseille-Kliniken AG, darüber, wie man sich als Pflegeheimbetreiber positionieren sollte, um am Wachstum teilzunehmen, und erklärt, warum sich Marseille-Kliniken sowohl Fremd- als auch Eigenkapital über den Kapitalmarkt besorgt hat.

GoingPublic: Herr Thanheiser, der demografische Wandel lässt die Anzahl pflegebedürftiger Menschen in Deutschland weiter wachsen. Wie reagieren Sie auf diese Entwicklung, damit diese Menschen auch künftig qualitativ angemessen versorgt werden?

Thanheiser: Zur Sicherung der hohen Qualitätsstandards und zur Weiterentwicklung der Einrichtungen haben wir ein umfangreiches Auditsystem etabliert. Das Qualitätsmanagementsystem basiert auf Kennzahlen und einer EDV-Erfassung, die eine Früherkennung von Pflegerisiken ermöglicht und permanent über den Stand der Pflegequalität Auskunft gibt. Eine Analyse der täglichen Pflegearbeit, ein differenziert ausgestaltetes Beschwerdemanagement sowie eine regelmäßige, anonyme Befragung von Angehörigen fördern den kontinuierlichen Verbesserungsprozess. Wir sind der festen Überzeugung, dass sich im Wachstumsmarkt der Pflegewirtschaft Qualität durchsetzen wird. Daher haben wir uns bereits frühzeitig durch die oben genannten Investitionen als Qualitätsführer positioniert und wurden als Ergebnis auch durch zahlreiche unabhängige Prüfstellen zertifiziert.

GoingPublic: Dafür wird mehr Personal benötigt – wie wollen Sie dieses Problem der fehlenden Arbeitskräfte lösen?

Thanheiser: Angesichts des allgemeinen Fachkräftemangels in der Pflegebranche ist eine breit angelegte Personaloffensive mit regelmäßiger Fort- und Weiterbildung als zentralem Baustein für Pflegeheimbetreiber unerlässlich. Weitere Bestandteile unseres Personalkonzeptes sind beispielsweise Kinderbetreuung, verlässliche Arbeitszeiten oder Arbeitgeberbeteiligung an der Altersvorsorge. Nur so können qualifizierte und motivierte Mitarbeiter langfristig die von den Bewohnern und ihren Angehörigen nachgefragte Qualität leisten. Zusätzlich wird das Pflegepersonal durch angepasste Softwarelösungen von administrativen Aufgaben entlastet, so dass die Mitarbeiter mehr Zeit für die individuelle Betreuung der Bewohner haben.

GoingPublic: Sie haben auch die Managementstrukturen neu definiert – inwiefern?

Thanheiser: Das Pflegegeschäft besitzt einen stark regional geprägten Charakter, so dass sich aus Anbietersicht das Erfordernis einer starken Präsenz vor Ort ergibt. Zu diesem Zweck haben wir das Bundesgebiet in acht Bereiche untergliedert und jeweils einen operativ tätigen Regionalleiter eingesetzt, der sich als erster Ansprechpartner um alle Belange der ihm zugeteilten Einrichtungen kümmert. Hierdurch wurde der Handlungsraum der operativen Konzernführung dezentralisiert und orientiert sich nun stärker an der Situation und Nachfrage der einzelnen Senioreneinrichtungen. Es konnte somit eine Stärkung von Entscheidungskompetenzen und Verantwortlichkeiten der Einrichtungen erzielt werden.

GoingPublic: Trotz des Wechsels in der Führungsebene konnte Marseille-Kliniken das Ergebnis im ersten Halbjahr des Geschäftsjahres (01.07.2011– 31.12.2011) steigern – was hat dazu beigetragen?

Thanheiser: Was die operative Geschäftstätigkeit anbelangt, herrscht bei der Marseille-Kliniken AG schon deutlich länger Kontinuität. Bereits im vorherigen Geschäftsjahr hat das Unternehmen mit der Fokussierung auf den Pflegemarkt, der Realisierung von Maßnahmen zum weiteren Ausbau unserer Qualitätsführerschaft und der beschriebenen Regionalleiterstruktur wichtige strategische Weichenstellungen vorgenommen. Die erfolgreiche Umsetzung dieser Strategie zahlt sich jetzt aus und zeigt sich in gestiegenen Belegungsquoten, Umsatz und Konzernergebnis.

Senioren-Beratung
Im Pflegegeschäft ist eine starke Präsenz vor Ort erforderlich. Foto: Ingram Vitantonio Cicorella – panthermedia

GoingPublic: Marseille-Kliniken hat sich sowohl über den Anleihen- als auch den Aktienmarkt Kapital beschafft. Was waren die Gründe für diesen Finanzierungsmix?

Thanheiser: Durch diesen Finanzierungsmix sind wir insgesamt breit aufgestellt und verfügen auch in der Zukunft über verschiedene Finanzierungsmöglichkeiten. Auf diese Weise stehen uns beispielsweise bei der Ablösung der bestehenden Unternehmensanleihe verschiedene Wege offen.

GoingPublic: Wie sehen Sie die weitere Entwicklung des Unternehmens?

Thanheiser: Sowohl das Unternehmensumfeld mit einer zukünftig steigenden Anzahl pflegebedürftiger Menschen als auch die erläuterte Unternehmensstrategie lassen uns zuversichtlich in die Zukunft blicken. Neben langfristig erfolgreichen Ergebnissen durch diese Wachstumstreiber rechnen wir schon in diesem Geschäftsjahr mit einem moderaten Umsatzanstieg und einem deutlich gesteigerten EBIT im Vergleich zum Vorjahr.

GoingPublic: Herr Thanheiser, vielen Dank für die interessanten Antworten.

Das Interview führte Maximiliane Worch.

 

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