Dr. Roman Rittweger, CEO, Roman Rittweger Advisors in Healthcare

Hielten sich die M&A-Aktivitäten im vergangenen Jahr eher in Grenzen, scheint sich der Markt in der Healthcare-Branche 2013 wieder zu beleben. Im Gespräch mit dem GoingPublic Magazin zeigt CEO Dr. Roman Rittweger, welche Trends er sieht, was eine erfolgreiche M&A-Transaktion ausmacht und warum Healthcare-M&A-Deals sich extrem von anderen Branchen unterscheiden.

GoingPublic: Herr Dr. Rittweger, Sie beraten Ihre Kunden auch bei M&A-Transaktionen. Wie wird sich dieser Bereich 2013 noch entwickeln, welche Trends zeichnen sich hier ab?
Rittweger:
Der wachsende Kostendruck treibt den M&A-Markt in diesem Jahr. Gerade im Gesundheitswesen muss immer mehr Leistung für weniger oder gleich viel Geld erbracht werden. Das wiederum führt dazu, dass Krankenkassen Leistungen einkaufen. Dabei geht es nicht um Einzelleistungen, sondern um ganze Pakete. Somit entstehen einerseits größere Einheiten. Anderseits nimmt die vertikale Expansion zu, indem neue Elemente aus der jeweiligen Wertschöpfungskette hinzugekauft werden. Beispielsweise verkauft ein Unternehmen dann nicht nur eine Beatmungsmaschine, sondern dazu noch die jeweilige Dienstleistung wie z.B. die Wartung des Geräts und Pflegeleistungen.

GoingPublic: In welchen Bereichen zeichnen sich besonders viele Übernahmen ab?
Rittweger:
Das sehen wir verstärkt im Bereich Medizintechnik und Homecare. Auch Dienstleister werden verstärkt miteinbezogen. Ein gutes Beispiel für Dienstleistungskonsolidierung sind aktuell die Clinical Research Organizations (CROs), die im Auftrag der Pharmaindustrie Forschung betreiben. Hier beobachten wir eine sehr hohe Konsolidierungstendenz.

GoingPublic: Ist im Healthcare-Sektor auch mit Cross-Border-Transaktionen zu rechnen? Wenn ja, aus welchen Ländern?
Rittweger:
Die gibt es vor allem in den Bereichen Medizintechnik und Pharma, da diese Bereiche meist international aufgestellt sind. Leistungserbringer wie Kliniken, Pflegeheime oder Arztpraxen hingegen sind sehr national geprägt. Zwar gibt es hier immer wieder Versuche, transnationale Gruppen aufzustellen, aber die tun sich alle recht schwer. Daher gehen wir momentan nicht davon aus, dass es viele Cross-Border-Transaktionen geben wird.

GoingPublic: Was sind die entscheidenden Erfolgsfaktoren bei Healthcare-M&A?
Rittweger:
Im Kern muss man natürlich die richtige Grundstrategie verfolgen. Man muss verstehen, wo der Markt hingeht, und sich darauf konzentrieren, sich für den Markt von übermorgen und nicht den von gestern aufzustellen. Zudem ist eine sorgfältige Due Diligence sehr wichtig, da der Healthcare-Markt sehr heterogen ist und man daher genau die Chancen und Risiken abwägen muss. Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Erstattungsfähigkeit von Produkten, die ein guter Treiber für den Umsatz ist. Zusammenfassend muss man das gesamte Ökosystem um das Produkt herum untersuchen und verstehen. Nur dann kann ein M&A-Deal erfolgreich sein.

GoingPublic: Inwiefern unterscheiden sich Healthcare-M&A von Transaktionen in anderen Branchen?
Rittweger:
Da gibt es gigantische Unterschiede: Ich habe in den letzten Jahren immer wieder die Erfahrung gemacht, dass oft externe Player mit einer Idee kommen. Häufig sind diese Ideen aber – wenn überhaupt – nicht so einfach umzusetzen. Das liegt eben daran, dass die Healthcare-Branche extrem reguliert ist. Daher funktionieren viele Mechanismen, die man aus anderen Bereichen kennt, einfach nicht. Das ist vor allem beim Thema Erstattungsfähigkeit der Fall. Zudem ist der Markt – wie bereits erwähnt – sehr national geprägt, weswegen man sich jedes Land einzeln anschauen muss.

GoingPublic: Herr Dr. Rittweger, vielen Dank für das aufschlussreiche Gespräch!

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