Rund 3 Mrd. USD hofft AstraZeneca einmal mit seinem neuen Wirkstoff-Kandidaten gegen das nicht-kleinzellige Lungenkarzinom einzunehmen. Doch dazu muss das Unternehmen seinen potenziellen Blockbuster vor dem Konkurrenten Clovis Oncology auf den Markt bringen. Um exakt die Patienten ausfindig zu machen, die vom neuen Medikament profitieren können, ist ein Gentest nötig, der eine ganz bestimmte Mutation aufspürt. Denn der potenzielle Wirkstoff AZD9291 hemmt den Wachstumsfaktor-Rezeptor EGFR und damit das Wachstum des Tumors nur dann, wenn das EGFR-Gen die Mutation T790 trägt.

Bluttest soll Mutation aufspüren

Gemeinsam mit dem Diagnostik-Spezialisten Roche soll deshalb nun so schnell wie möglich ein Gentest entwickelt werden, der Patienten mit der T790-Mutation in EGFR nur mittels eines Bluttropfens aufspüren kann. In einer noch laufenden Phase-I-Studie gab es bereits erste valide Hinweise, dass AZD9291 tatsächlich da Wirkung zeigt, wo andere EGFR-Hemmer bisher versagen. Weitere Tests konnten zeigen, dass von der neuen Therapie tatsächlich Patienten mit der T790-Mutation profitieren. Diese Patienten sind gegenüber den Standard-EGFR-Hemmern resistent. Um diese vorläufigen Daten in einer größeren Patientengruppe zu verifizieren, ist ein Gentest zum schnellen Nachweis der gewünschten Mutation unabdingbar. Diesen soll nun der Schweizer Pharmakonzern Roche etablieren, denn bisher sind aufwändige und invasive Biopsien nötig, um die gesuchte Mutation im Gen ausfindig zu machen.

Zeit ist Geld

Ein simpler Bluttest soll die Prozedur schon bald erleichtern und beschleunigen und den AstraZeneca Wirkstoff so schneller zur Marktreife führen. Vom schnellen Erfolg des neuen Antitumor-Wirkstoffes AZD9291 wird es abhängen ob AstraZeneca seine anvisierten Umsatzziele erreichen wird. Prognostiziert ist ein Umsatzwachstum um 75% auf rund 45 Mrd. USD bis zum Jahr 2023. Ein hohes Ziel, das voraussetzt, dass AstraZeneca auch den Konkurrenten Clovis Oncology, der mit CO-1686 ein ähnliches Produkt entwickelt, schlagen kann. Wie AZD9291 zielt auch CO-1686 auf die T790-Mutation in EGFR und befindet sich gerade in einer Phase-I/II-Studie und damit in direkter Konkurrenz zum AstraZeneca-Produkt. Die Zeit ist also aktuell der wichtigste Faktor, denn AstraZeneca nun mit Roche in den Griff bekommen will. Man darf gespannt sein, wer das Rennen um den nächsten potenziellen Blockbuster gegen Krebs gewinnen wird.

Ähnliche Kooperation mit Qiagen

Eine ganz ähnliche Kooperation hat AstraZeneca mit dem Diagnostik-Hersteller Qiagen initiiert. Dabei soll der zu etablierende Test, der ebenfalls im Blut zirkulierendes Erbgut (DNA) nachweisen kann, 21 verschiedene EGFR-Mutationen erkennen und damit Patienten herausfiltern, die von einer ganz bestimmten Therapie profitieren könnten. Der von Qiagen zu etablierende Bluttest basiert auf dem von der FDA zugelassenen therascreen EGFR.

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