Das Unternehmen AMSilk aus Martinsried bei München fertigt synthetische Seiden-Biopolymere für den Gebrauch in der Medizintechnik sowie in der Kosmetik- und Körperpflegeindustrie. Jüngst wurde mit Adidas der erste Sportschuh mit abbaubaren naturidentischen Seiden-Biopolymeren vorgestellt.

 

Herr Klein, bitte erklären Sie uns das Geschäftsmodell der AMSilk GmbH. Was ist Ihr Alleinstellungsmerkmal?

AMSilk ist der weltweit erste industrielle Hersteller synthetischer Seiden-Biopolymere. Diese Hochleistungsbiopolymere sind dem natürlichen Vorbild der Spinnenseide nachempfunden und besitzen einzigartige funktionale Eigenschaften. Sie sind unter anderem biokompatibel, atmungsaktiv und besonders robust. Nach vielen Jahren der Forschung sind wir nun in der Lage, die Seiden-Biopolymere in einem biotechnologischen Prozess im industriellen Maßstab herzustellen. Die Anwendungsgebiete sind zahlreich: Das organische Hochleistungsmaterial ist flexibel einsetzbar – sowohl als medizinischer oder technischer Werkstoff als auch als kosmetischer Inhaltsstoff.

AMSilk-CEO Jens Klein: "Wir arbeiten aktuell an zahlreichen sehr spannenden Produktanwendungen." Foto: AMSilk
AMSilk-CEO Jens Klein: „Wir arbeiten aktuell an zahlreichen sehr spannenden Produktanwendungen.“ Foto: AMSilk

Wie gestaltet sich das aktuelle Marktumfeld in Ihrem Segment? Welches Marktpotenzial sehen Sie für Ihre Produkte? 

Das Marktpotenzial ist für Hochleistungsmaterialien ist enorm. Sie kommen in zahlreichen Produkten und Branchen zum Einsatz. Besonders hervorheben möchten wir, dass unsere Seiden-Biopolymere nicht nur den Endprodukten gewisse Funktionalitäten verleihen, sondern auch 100% biologisch abbaubar sind. Sie sind somit in der Lage, traditionelle synthetische Materialien, die oftmals auf Erdöl basieren, zu ersetzen. Das ist aktuell ein großes Thema.

AMSilk Biopolymere werden bereits in Kosmetik- und Körperpflegeprodukten eingesetzt. Sie wirken wie eine zweite Haut , indem sie Schutz vor schädlichen Umwelteinflüssen und Bakterien bieten, ohne jedoch die Atmungsaktivität der Haut zu beeinträchtigen. Zudem erforschen wir den Einsatz von Seiden-Biopolymeren in der Medizintechnik: Implantate und Medizinprodukte aller Art können mit Seiden-Biopolymeren beschichtet werden, um so eine bessere Verträglichkeit zu erzielen und die Bildung von Biofilmen zu verringern. Und unsere Biosteel-Faser kommt für alle funktionalen Anwendungen im Textilbereich in Frage.

 

Wie steht es in Fragen Patentierung und Zertifizierung?

Wir haben mehr als 25 Patentfamilien, von denen einige bereits in vielen Ländern erteilt wurden. Die Patente umfassen den Stoffschutz des Rohmaterials, dessen biotechnologische Herstellung, sowie viele der interessanten Anwendungsgebiete der Seidenbiopolymere.

 

AMSilk hat kürzlich in Kooperation mit Adidas den ersten Sportschuh mit abbaubaren naturidentischen Seiden-Biopolymeren vorgestellt. Was verbirgt sich hinter dieser Weltneuheit?

Die gemeinsam mit adidas entwickelten Sportschuhe sind das weltweit erste Produkt aus einem Hochleistungsmaterial, das aus naturidentischen Seiden-Biopolymeren besteht. Mit dieser Entwicklung setzen wir in Sachen Nachhaltigkeit und Funktionalität von Textilien neue Maßstäbe. Der Prototyp des adidas Futurecraft Biofabric Schuhs ist aus einem Obermaterial aus 100% Biosteel-Faser gefertigt. Das Material vereint auf einzigartige Weise Eigenschaften, die für eine hohe Leistungsfähigkeit entscheidend sind.

 

Ein Ausblick zum Schluss: Welches sind die nächsten Meilensteine von AMSilk? Neben der Produktentwicklung: Sind weitere Finanzierungsrunden geplant? Oder am Ende noch mehr?

Wir arbeiten aktuell an zahlreichen sehr spannenden Produktanwendungen. Unser Ziel ist es, weitere Kooperationen mit Industrieunternehmen einzugehen und hoch innovative Produkte auf den Markt zu bringen. Als Biotech-Unternehmen werden wir auch künftig unser Wachstum über Investoren finanzieren. Wir haben bereits heute eine sehr gute Investorenbasis und wissen das Vertrauen, das uns unsere langjährigen Investoren entgegenbringen, sehr zu schätzen.

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